Dienstag, 30. Juni 2009

Afiyet olsun...

Gestern 17.30 Uhr.
Ich war gerade zu Hause, da fühlte ich, dass ich etwas vergessen hatte. Essen nämlich.
Hunger..! Und wie so oft nix daheim, auf das ich gerade Appetit hatte. Macht nix, dachte ich mir, hol´ste dir schnell was im nächsten Schnellbeschiss. Zumal ich eh noch zum Weinhändler meines Vertrauens musste.
Ich hatte also die Kiste meines Lieblingsrotweines eingepackt und geh so um die Ecke, da sah ich das Dilemma. "Günther´s Bratwursttheke" war abgebrannt. Der Günther sah ja lange schon so aus, nun aber hatte es den ganzen Laden zerlegt. Mit leichtem Frust und Loch im Bauch machte ich mich also auf den Weg durchs nahegelegene Einkaufszentrum. Der "Haxen und Hähnchen Henry" hat Montags scheinbar frei und macht den Verkaufswagen sauber. "Pizza da Toni" hatte dicht, weil Enzo am Laggo di Garda liegt und der "Mao-Tse-Tung-Takeaway" war wegen Reichtum geschlossen. Und nun ?
Gerade noch rechtzeitig fiel mir der ortsansässige soziale Brennpunkt ein. Ha, dachte ich mir, Fressen und Saufen geht da immer, also nix wie hin.
Da ich nicht genau wusste, wo ich da was finde, steuerte ich erstmal die Mitte des Betonburgenkonglomerates an und "Bingo". Direkt an der zentralen "Plaza", erkennbar durch die gepflasterte Weite des Raumes, stand das "Kebap-Haus". Dann eben Döner, kam es mir in den Sinn.
Ich also hin. Den Weg musste ich mir durch ne Gruppe Jugendlicher Musikliebhaber bahnen, die ihre Campingstühle schön um den Eingang des Genausstempels gruppiert hatten und den Tönen von "30-Cent-Tupack-Camaro" lauschten, die aus dem Ghettoblaster brüllten, den sie praktischerweise gleich per Verlängerungsschnur mit dem "Little-Markt" verbunden hatten (die waren also auf eine längere Sitzung eingerichtet, aber das ist ja verständlich, denn es dauert ja schon einige Zeit, bis man allen Girlies auf den Arsch geglotzt und die Vergleichsliste angefertigt hat).
Ich mag ja dieses mediterrane Flair...
Endlich im Laden drinne, hatte ich dann doch etwas Schwierigkeiten zu atmen. Bei 50 Grad gefühlter Innentemperatur, einer Kundendichte von 3 pro Quadratmeter und dem betörenden Duft alten Frittenfettes vielleicht verständlich. Egal, bei 75 Döner, die vor mir bestellt waren, hatte ich wenigstens genug Zeit die Speisekarte zu studieren. Aber auch in den geschätzten 3 Stunden Wartezeit hat es sich mir nicht erschlossen, wo nun der Unterschied zwischen kurdischem, Spezial-, Extra- und Ankaradöner liegt. Doch die Chefdompteuse sah wohl meine Verzweiflung und begrüßte mich fachlich korrekt mit "Ei Gude, einmal Döner mit Extrafleisch und alles mit Schaaaf?" Ich konterte noch "Mit ohne Pepperoni bitte und das Wolltier kann´ste weglassen" , aber das schien ihr Hupe zu sein. Zusammengepackt, eingefolt und ab in die Tüte.
Aber das war mir dann auch egal. Ich wollte nur noch heim und essen.
Kurz bevor ich den Ausgang gefunden hatte kam dann noch ein deutscher Mitbürger rein -oder besser wurde reingestützt, denn der war dermassen hackezu, dass er von seinem ukrainische Kumpel geführt werden musste- und bestellte in einer irgendwo zwischen Zittau und Nowosibirsk angesiedelten Muttersprache ein Jägerschnitzel mit Pommes und 2 Beck´s.
Ich dachte mir noch "Sail away" und weg war ich.
So hat ja noch alles ein gutes Ende gefunden.
Den Döner hab ich übrigens zu Hause im Sondermüll entsorgt, nachdem selbst der Hund sich weigerte auch nur daran zu schnuppern.
Zum Glück hatte ich Rotwein gekauft.

2 Kommentare:

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